18. 09. 2020 | MFI Asset Management

Score ist nicht gleich Score - ESG-Ratings auf dem Prüfstand

Nicht nur die gestiegene kundenseitige Nachfrage nach ESG-konformen Investmentansätzen und Nachhaltigkeitsprodukten, sondern auch die Bemühungen seitens des Regulators lassen keinen Asset Manager mehr an dem Thema ESG vorbei. Weit vor der Popularität dieses Themas finden wir bereits einige akademische Forschungspapiere, die sich mit dem Zusammenhang von Unternehmensperformance und ESG beschäftigen. Aber auch in der Forschung hat das Thema erst in den letzten Jahren richtig Fahrt aufgenommen, wodurch der wissenschaftliche Kenntnisstand durch verbesserte Methodik und verfügbare Datensätze immer mehr zu der klaren Schlussfolgerung kommt, dass ESG zwar kein Faktor darstellt, aber in einem positiven Zusammenhang steht.

Die Datengrundlage hat sich mitunter dadurch verbessert, dass Ratingagenturen gegründet bzw. konsolidiert wurden, die heute vollumfängliche ESG Ratings vergeben. Diese Ratings basieren auf deren entwickelten Methodologie und Analyseansatz. Durch die unterschiedlichen Ansätze kommt es zu unterschiedlichen Ergebnissen im Rating, was dramatische Effekte auf die Portfoliokonstruktion zur Folge hat.

Beispielsweise hat das wallstreet journal 2017 eine Untersuchung mit dem Titel „Is Tesla or Exxon More Sustainable? It Depends Whom You Ask“ veröffentlicht, in dem sie signifikante Unterschiede im ESG Rating festgestellt haben: So ermittelt MSCI ESG für Exxon Mobile ein ESG Ergebnis im unteren Quantil, wohingegen Sustainalytics das Unternehmen ins obere einordnet.Diese Beobachtung wird durch eine wissenschaftliche Studie von Florian Berg, Julian F. Koelbel, and Roberto Rigobon (2020) betärkt. Zwischen den einzelnen Ratingagenturen kommt es zu einer Heterogenität im Scoring. Sie erklären, dass dafür hauptsächlich Unterschiede in der Messung der einzelnen Kategorien verantwortlich ist. Weniger relevant sind dabei unterschiedliche Kategorien pro Rater per se. Überhaupt nicht entscheidend sind unterschiedliche Gewichte, die die einzelnen Agenturen den jeweiligen Kategorien beimessen. Diese Effekte zu umgehen ist als Investor äußerst schwierig.

Das Wallstreet Journal kommt letztendlich zu dem Schluss, dass Investoren ESG Scores nicht in Stein gemeißelt sehen und aus einer standalone-Perspektive betrachtet werden sollten, vielmehr sollten Sie gänzlich verstanden werden, um Investoren bei der Analyse zu unterstützen.

Die MFI Asset Management GmbH hat sich für Refinitive ESG als Rater entschieden, weil wir die Methodologie nachvollzogen und für plausibel halten. Nach einiger Forschungsarbeit sind wir zu dem Schluss gekommen, dass das Rating von Refintive in sich schlüssig und nachvollziehbar ist.